Nach der Änderung der Nutzungsbedingungen auf WhatsApp sind immer mehr Menschen auf der Suche nach einer Alternative. Eine App wird dabei besonders oft genannt: Signal. Doch wer steckt hinter Signal und wie funktioniert die App überhaupt?
Spätestens seit Ende 2019 sollte jedem klar sein, dass WhatsApp und Facebook zusammengehören. Seitdem ist unter dem grünen Logo des Messenger-Dienstes der Zusatz „from Facebook“ zu lesen. Bereits seit 2016 sind die beiden Social Media-Giganten vereint. Facebook kaufte den damaligen Rivalen WhatsApp für rund 19 Milliarden US-Dollar (umgerechnet knapp 14 Milliarden Euro) auf. In den vergangenen Jahren schien die Fusion von WhatsApp und Facebook für die User*innen keine Rolle zu spielen — bis heute. Was hat sich geändert?
Umstrittene Nutzungsbedingungen ab Februar
Diese Frage ist einfach zu beantworten: die Nutzungsbedingungen von WhatsApp. Denn wer den Messenger-Dienst ab dem 8. Februar 2021 weiterhin verwenden möchte, muss zustimmen, dass WhatsApp die eigenen Daten für Werbezwecke an den Mutterkonzern Facebook weitergeben darf. Auch Tochterunternehmen wie Instagram haben dadurch Zugriff auf die Daten. Ob man diese selbst nutzt oder nicht, ist irrelevant.
Die meisten Europäer*innen bleiben aufgrund der seit Mai 2018 geltenden Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) von dieser Regelung weitgehend verschont. Allerdings nur weitgehend, da auch im EU-Raum die Daten der User*innen zwischen WhatsApp und den Facebook-Unternehmen transferiert werden – aber eben nicht zu Werbezwecken. Diese Praxen stellen damit einmal mehr unter Beweis, wie rücksichtslos und zugleich profitorientiert die großen US-amerikanischen Tech-Firmen mit den Daten ihrer Nutzer*innen umgehen. Zeit also, sich nach Alternativen umzusehen. Doch welche Apps gibt es auf dem Markt sonst noch?
“Signal” — bislang keine große Konkurrenz zu WhatsApp
Ein Name, der in letzter Zeit sehr häufig genannt wurde, ist jener von “Signal”. Seit 2014 gibt es den Messenger-Dienst. Bislang spielte er jedoch kaum eine Rolle. Mit dem zunehmenden Ärger der WhatsApp-User*innen über den unbedachten Umgang des Facebook-Konzerns mit sensiblen Informationen gewinnt Signal derzeit allerdings rasch an Popularität. Auf der Website der App heißt es: „Unsere Mission ist die Entwicklung einer Open Source-Datenschutztechnologie, die die freie Meinungsäußerung schützt und eine sichere globale Kommunikation ermöglicht“. Zudem ist Signal eine gemeinnützige Organisation ohne Profitgedanken. Doch wer steht hinter dieser App?
Nach Aufkauf von WhatsApp durch Facebook, Mitbegründer investiert 50 Millionen Dollar in Signal-Stiftung
Der Betreiber von Signal ist die Signal Foundation. Deren Vorstandsmitglieder sind: Moxie Marlinspike, der Gründer von Signal, die Wissenschaftlerin Meredith Whittaker, die sich mit Fragen des Datenschutzes befasst, und Brian Acton. Acton war Mitbegründer von WhatsApp und verließ das Unternehmen nach der Übernahme durch Facebook aufgrund von Meinungsverschiedenheiten zur Nutzung von Kund*innendaten für gezielte Werbung. Anschließend investierte er 50 Millionen US-Dollar in die Signal Foundation, um die App voranzubringen.
Signal nutzt ebenso wie WhatsApp eine sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (E2E). Die Nachrichten werden also direkt bei den Sender*innen verschlüsselt und bei den Empfänger*innen wieder entschlüsselt. Die Betreiber – egal ob Signal oder WhatsApp – haben somit keinen Zugriff auf die Inhalte ihrer Kund*innen. WhatsApp sammelt dabei allerdings eine Unmenge an Metadaten und Informationen über das Nutzungsverhalten sowie die Kontakte seiner User*innen, um diese zu Werbezwecken verkaufen zu können. Bei Signal hingegen steht die Privatsphäre der Nutzer*innen im Vordergrund. Konkret zeigt sich dies durch diverse Sicherheitsvorkehrungen, die in den vergangenen Jahren getroffen wurden. Dadurch soll eine Rückführung der Daten auf einzelne User*innen unmöglich sein. Unabhängige Expert*innen prüfen regelmäßig die Sicherheit der App. Zudem ist Signal eine Open Source-Software: Jede*r kann den Quellcode sowie die Funktionsweise der App einsehen. Das Unternehmen setzt hier auf Transparenz.
Signal genießt Vertrauen der EU-Kommission
Aufgrund der erhöhten Privatsphäre und Datensicherheit wird Signal immer häufiger im politischen Bereich genutzt. So setzen etwa die Europäische Kommission und ihre Mitarbeiter*innen den Messenger-Dienst seit Februar 2020 ein. Und auch für viele Medienschaffende ist diese App der Goldstandard in Sachen verschlüsselter Kommunikation. Zum Beispiel verwendeten die Investigativjournalisten Frederik Obermaier und Bastian Obermayer von der Süddeutschen Zeitung (SZ) Signal, um sich auf einem sicheren Kanal mit den Kolleg*innen vom Spiegel über das Ibiza-Video auszutauschen. Ein weiterer Nutzer der App ist der Whistleblower Edward Snowden – eine Person, die bekanntermaßen sehr großen Wert auf Datenschutz legt. Die Tatsache, dass er laut eigenen Angaben Signal täglich nutzt, kann ebenfalls als Qualitätssiegel für die Sicherheit des Messenger-Dienstes gewertet werden. Oder wie es der exzentrische Tech-Milliardär Elon Musk in einem simplen Tweet ausdrückte, der bisher etwa 367.000-mal gelikt und fast 61.000-mal weitergeleitet wurde: „Use Signal“.
Quellen:
Der Standard (2020): EU-Kommission rät Mitarbeitern zu verschlüsseltem Messenger Signal. Online unter: https://www.derstandard.at/story/2000114952011/eu-kommission-raet-mitarbeitern-zu-verschluesseltem-messenger-signal
Der Standard (2021): Was WhatsApps neue neue Nutzungsbedingungen in Europa bedeuten. Online unter: https://www.derstandard.at/story/2000123166535/was-whatsapps-neue-nutzungsbedingungen-in-europa-bedeuten
Die Presse (2016): Facebook kauft WhatsApp um 19 Milliarden Dollar. Online unter: https://www.diepresse.com/1565027/facebook-kauft-whatsapp-um-19-milliarden-dollar
Heise Online (2018): Krypto-Messenger: WhatsApp-Mitgründer investiert 50 Millionen Dollar in Signal-Stiftung. Online unter: https://www.heise.de/newsticker/meldung/Krypto-Messenger-WhatsApp-Mitgruender-investiert-50-Millionen-Dollar-in-Signal-Stiftung-3975878.html
Obermaier, Frederik, & Obermayer, Bastian (2019): Die Ibiza-Affäre. Innenansichten eines Skandals. Wie wir die geheimen Pläne von Rechtspopulisten enttarnten und darüber die österreichische Regierung stürzte (5. Aufl.). Köln: Kiepenheuer & Witsch, S. 125f.
Rixecker, Kim (2015): Open-Source-Messenger: Signal 2.0 will sichere WhatsApp-Alternative werden. Online unter: https://t3n.de/news/open-source-messenger-signal-20–597087/
Süddeutsche Zeitung (o.J.): So erreichen Sie das Investigativ-Team der Süddeutschen Zeitung. Online unter: https://www.sueddeutsche.de/projekte/kontakt/
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