Im US-Präsidentschaftswahlkampf haben sich in den vergangenen Wochen auch die Medien eine Schlacht geliefert. Medien versuchten die Wähler*innen von Trump beziehungsweise Biden zu überzeugen. Wann wird parteiliche Berichterstattung problematisch?
USA — Die New York Times hat sich knapp einen Monat vor der Wahl für den Demokraten Joe Biden ausgesprochen. In einem Meinungsartikel berichtet das Blatt über die negativen Folgen einer Wiederwahl von Donald Trump als Präsident der USA. Auch die Washington Post, sowie das Magazin The New Yorker schließen sich in einem Leitartikel an: Beide Medien sprechen sich für die Wahl von Biden aus. Sie rufen das Volk auf, “den schlechtesten Präsidenten überhaupt” abzuwählen.
Der konservative Sender Fox News bleibt Trump treu. In der Sendung The Ingraham Angle setzt die Journalistin Laura Ingraham Falschinformationen und Verschwörungstheorien in die Welt. Sie bezichtigt die Demokraten, nach einem Wahlsieg von Biden, alle Trump-Unterstützer*innen zu bestrafen und zu verfolgen. “Pro-Trump” berichtet auch die New York Post. In mehreren Artikeln äußert das Blatt Korruptionsvorwürfe gegenüber Joe Biden, die auf fragwürdigen Quellen beruhen.
Die Rolle der Medien in einer Demokratie
Demokratie basiert auf der Macht des Volkes. Die Bürger*innen wählen in regelmäßigen Perioden ihre politischen Vertreter*innen, die sie aber in der Regel nicht persönlich kennen. Hier kommen die Medien ins Spiel: Sie vermitteln und gewährleisten die Kommunikation sowie den Informationsaustausch zwischen beiden Seiten. Einerseits benötigen die Wähler*innen Einsicht über Regierungspläne, andererseits ist es auch für die Politik von Bedeutung, Wissen über die Wählerschaft oder Kritiker*innen zu erhalten.
Eine wichtige Funktion kommt den Massenmedien im Wahlkampf zu. Bürger*innen wählen auf Basis von Informationen, die sie aus den Medien erhalten. Diese sollen Botschaften und Wahlprogramme der Kandidat*innen oder Parteien vermitteln und eine vielseitige Berichterstattung gewährleisten. Trotzdem dürfen sich Medien für eine Partei aussprechen — solange dies in einem gekennzeichneten Format, wie beispielsweise in einem Kommentar, stattfindet. Einseitige Berichterstattung gilt es aber zu verhindern. Auch die Gegenseite soll abgebildet werden, da viele Wähler*innen nur wenige verschiedene Medien als Nachrichtenquelle heranziehen.
Parteilichkeit in der US- Wahlkampfberichterstattung
Während der gesamten USA-Wahl war auch medial eine starke Polarisierung zu erkennen. Amerikanische Medienhäuser ergriffen sowohl für Trump als auch für Biden Partei. Wenn Wahlkampfberichterstattung parteilich wird, muss dies auf einer sachlichen und faktisch richtigen Ebene geschehen, beispielsweise wie bei der New York Times oder der Washington Post. Hier sind Meinungsäußerungen als solche gekennzeichnet und auch die Gegenseite kommt zu Wort.
Problematisch ist die parteiliche Berichterstattung vor allem durch die Einseitigkeit, sowie durch gezielte Streuung von Falschinformationen einiger Medien. Fox News und The New York Post versuchten zum Beispiel Biden durch Fake News und Verschwörungen zu schaden. Durch fehlende Berichte über die Gegenseite entsteht einseitige Information.
Wenn Medien Falschinformationen verbreiten und nur für eine Seite berichten, dann ist die objektive Information und die damit verbundene Bildung der Bürger*innen gefährdet.
Quellen:
Quellen:
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