Kristina Dortschy ist in Lima (Peru) geboren und wurde von einer US-amerikanischen Familie adoptiert. Seit sieben Jahren lebt sie in Salzburg (Österreich). Wir haben sie zum Thema: The 2020 Presidential Election interviewt. Sie sagt, das Land muss wieder gemeinsam vorankommen.
Wie lief für dich The 2020 Presidential Election ab?
Kristina: Ganz einfach! Ich bin registrierte Wählerin außerhalb der USA. Natürlich können Komplikationen auftreten, gerade weil manche Dinge nicht zu 100 Prozent transparent sind, wie etwa „wann wird der Stimmzettel da sein?“. Aber in diesem Jahr gab es keine Schwierigkeiten.
Sprichst du mit deinen Eltern über die aktuelle Situation in den USA?
Aber ja doch. Wir sind – leider – oft auch sehr enttäuscht und wütend darüber, wie sich das Land verändert hat. Von einem Land der „Chancen“ in ein Land, mit dem niemand – in Bezug auf auswärtige Angelegenheiten – zusammenarbeiten möchte.
Donald Trumps Sohn hat den „Totalen Krieg“ hinsichtlich der Wahl ausgerufen, um den angeblichen Wahl-Betrug aufzudecken: Was denkst du, wenn du so etwas hörst?
Das fand ich ehrlich gesagt ziemlich lachhaft. Zu glauben, dass eine Regierung in irgendeiner Weise nicht korrupt ist, ist ziemlich naiv. Ich würde auch niemals sagen, dass die USA das „Land der Freien“ sind – denn jedes Land hat seine Probleme.
Aber auch die Demokraten sind keine Engel! Bei solchen Aussagen ist es wichtig zu verstehen, dass die Parteien nach jedem Rückschlag so schnell wie möglich wieder dahin kommen müssen, wo sie waren. Das bedeutet bei Trump: den Konflikt suchen!
Hat Trump das Land gespalten?
Das Land war schon immer geteilt, sei es auf Bundes- oder Landesebene, auch in den Gemeinden. Trump streut aber dazu noch Salz in die Wunden. Durch seine Aktionen ist er aber auch ein wichtiger Akteur in Bewegungen wie der Rassen- und Geschlechtergleichstellung, die versuchen, das Land wieder zu vereinen.
Wie hat sich Amerika in den letzten vier Jahren entwickelt?
In Sachen Image sind wir das Gespött der Welt geworden. Trumps Handlungen waren lächerlich und zugleich entsetzlich – links und rechts zu twittern, falsche Behauptungen aufzustellen und seine Executive Orders hatten oft nicht einmal eine rechtliche Grundlage.
Hatte die Wahl von Donald Trump Einfluss auf dein Leben oder das deiner Familie?
Natürlich! Obwohl ich aus Peru stamme und mein Vater ein deutscher Einwanderer ist, würde ich sagen: ich bin mit dem aufgewachsen, was viele als „weißes“ Privileg bezeichnen. Trotz dieser Unterschiede – mit Blick auf andere Migranten – habe ich aber immer mein Bestes gegeben, die Ressourcen, die mir gegeben wurden, bestmöglich zu nutzen, um für diejenigen einzutreten, die nicht diese Chancen hatten.
Was denkst du über Joe Biden als Präsident?
Noch ist er nicht offiziell vereidigt, aber ich bin natürlich sehr zufrieden mit dieser Wahl. Ich bin mir sicher, dass er die diplomatischen Beziehungen wieder stärken wird. Auch was Corona anbelangt, wird er klare Maßnahmen einführen, die dem Land helfen. Die Wahl von Kamala Harris als Vizepräsidentin wird zudem hoffentlich auch die Bemühungen stärken, Brücken zwischen den gespaltenen Gruppen zu schlagen.
Wäre dir Bernie Sanders als Kandidat lieber gewesen?
Bernie wäre super gewesen. Aber seine Ansichten und seine Politik entsprechen nicht denen der demokratischen Partei. Und Biden ist eine gute Wahl, auch weil er bereits als Vizepräsident tätig war.
Was sind deine größten Ängste und Hoffnungen in Hinblick auf die kommende Legislaturperiode?
Meine größte Angst: dass der Übergang von Trump zu Biden nicht einfach wird. Ich glaube, dass Trump seinen Posten nicht so einfach räumen und Wahlergebnisse anzweifeln wird. Trump-Anhänger könnten diese Situation noch verschärfen. Meine größte Hoffnung: dass Biden die USA zum besseren kehren wird. Ich bin aber auch der Meinung, dass das Zwei-Parteien-System nicht ideal ist. Dennoch hoffe ich, dass in einigen Fragen eine gemeinsame Basis zwischen den Parteien geschaffen wird.
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Foto (Titelbild): Element5 Digital von Pexel
Kristina Julia Dortschy ist am 18. Januar 1991 in Lima (Peru) geboren. Die Südamerikanerin wurde von einer US-amerikanischen Familie adoptiert und lebte viele Jahre in den USA. Seit sieben Jahren lebt sie in Salzburg. Für das FilesMagazin teilte sie ihre Gedanken zum Thema: The 2020 Presidential Election.