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Die Ein­führung der Vier-Tage-Woche ist umstrit­ten: Arbeit­ge­ber wehren sich mit Hän­den und Füßen gegen sie. Gew­erkschaften jedoch wür­den sie mit fliegen­den Fah­nen emp­fan­gen – und das zurecht. Die Vier-Tage-Woche bringt schließlich viele Vorteile. Ein Kom­men­tar.

Es gibt zwei Mod­elle, wenn von der Vier-Tage-Woche die Rede ist. Das erste Mod­ell sieht eine wöchentliche Arbeit­szeitre­duzierung bei gle­ich­er Bezahlung vor – also zum Beispiel von 40 auf 32 Stun­den. Das zweite Mod­ell meint eine Umverteilung von Arbeitsstun­den. Wenn man bish­er 40 Stun­den an fünf Tagen arbeit­et, würde man in diesem Mod­ell dann 40 Stun­den an vier Tagen arbeit­en. Das Ziel bei­der Mod­elle ist, in vier Tagen genau­so viel zu leis­ten, wie in fünf. Die verkürzte Woche macht aber natür­lich nur für Beruf­s­grup­pen Sinn, die nicht im Care-Bere­ich tätig sind. Polizei, medi­zinis­che Ver­sorgung und fahrende öffentliche Verkehrsmit­tel braucht es schließlich jeden Tag.

Deutschland hinkt hinterher

In der Vier-Tage-Woche-Debat­te ist Deutsch­land Nachzü­gler. 2021 erprobten Spanien und Schot­t­land eine 32-Stun­den-Woche, Island eine 36-Stun­den-Woche schon 2015 bis 2019. Die Vere­inigten Ara­bis­chen Emi­rate haben 2018 dauer­haft eine 36-Stun­den-Woche einge­führt. Im Juni 2022 haben 56 Fir­men in Großbri­tan­nien auf eine Vier-Tage-Woche umgestellt. Und das Konzept funk­tion­iert. Es wird also Zeit für Deutsch­land, nachzuziehen.

IG Metall spricht sich für Vier-Tage-Woche aus

Die Debat­te um die Ein­führung der Vier-Tage-Woche wird auch hier schon länger geführt. Im April sprach sich zulet­zt die IG Met­all für die Vier-Tage-Woche aus. Jet­zt hat sich auch SPD-Chefin Sask­ia Esken auf die Seite der Befür­wor­tenden geschla­gen. Union und FDP sehen die Vier-Tage-Woche kri­tisch. Sie befürcht­en noch stärk­eren Fachkräfte­man­gel und Pro­duk­tiv­ität­sein­bußen. Dabei ignori­eren sie aber Stu­di­en, die das Gegen­teil schon längst bewiesen haben.

Höhere Produktivität

Mitar­bei­t­ende sind glück­lich­er und pro­duk­tiv­er, wenn sie nur an vier statt an fünf Tagen in der Woche arbeit­en. Das zeigt eine Studie aus Neusee­land. Sie beschreibt die Teil­nehmenden zusät­zlich noch als energiege­laden­er und pünk­tlich­er. Weniger Arbeitsstun­den führen zu besser­er psy­chis­ch­er Gesund­heit und zu einem erhöht­en Wohlbefind­en bei den Mitar­bei­t­en­den. Kurzum: Die Arbeits­be­las­tung sinkt, die Pro­duk­tiv­ität steigt. Und schließlich ist es der Arbeit­ge­ber, der am meis­ten von run­dum glück­lichen und pro­duk­tiv­eren Mitar­bei­t­en­den profitiert.

Außer­dem ist das Mod­ell sehr fam­i­lien­fre­undlich. Bei ein­er Vier-Tage-Woche kön­nten viele Frauen, die ger­ade teilzeitbeschäftigt sind, wieder in Vol­lzeit arbeit­en. Das würde das Arbeitsvol­u­men Deutsch­lands enorm steigern. Selb­st die von der Regierung angestrebte Fachkräf­teein­wan­derung von 400.000 Men­schen pro Jahr kön­nte da nicht mithal­ten. Damit wäre auch die Sorge von Union und FDP um den Fachkräfte­man­gel hinfällig.

Keinerlei Nachteile

Falls es also über­haupt Lei­d­tra­gende bei der Ein­führung ein­er Vier-Tage-Woche gibt, dann sind es nicht die Arbeit­ge­ber. Es gibt also keinen Grund dafür, dass sie sich gegen die verkürzte Woche und vor allem gegen zufriedenere Mitar­bei­t­ende wehren.

Quellen:
Tagess­chau. (06.04.2023). Vorstoß der IG Met­all. Was bringt die Vier-Tage-Woche? Online unter: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/vier-tage-woche-unternehmen-ig-metall-101.html

Bild:
Foto von Julia M Cameron von Pex­els

Weit­er­lesen:
Wilczek, Luisa. (2021). Wenn das Wohnz­im­mer zum Klassen­raum wird. Online unter: https://filesmagazin.com/bildung/schule-corona-virus/

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