Nachdem Ahmad vor dem Krieg in Syrien geflohen ist, baute er sich in Deutschland ein neues Leben auf. Seit vier Jahren lebt er in Bayern. Seit der Isolation sorgt er sich um sein neues Leben.
FilesMagazin: Wie nimmt die aktuelle Situation Einfluss auf dein Leben?
Ahmad: Ich bin ein sehr sozialer Mensch und hatte schon in Syrien immer viele Menschen um mich – vor allem Freunde und Familie. In Deutschland habe ich dann eine Handvoll Personen kennengelernt, mit denen ich regelmäßig Kontakt habe. Sie sind mir sehr wichtig. Wegen Corona kann ich mich jetzt auch mit ihnen nicht mehr treffen. Genauso schlimm finde ich es, dass ich nicht mehr arbeiten gehen darf und meine Kollegen nicht mehr sehen kann. Ich habe mich sehr über den Ausbildungsplatz gefreut und mir macht die Arbeit großen Spaß. Jetzt habe ich Angst, dass ich den Job verlieren könnte.
Warum sorgst du dich um deinen Job?
Ich mache zurzeit meine Ausbildung und muss dafür viel üben und lernen. Das kann ich aber nicht, wenn ich zuhause bleiben muss. Handwerkliche Übungen kann ich nur in dem Betrieb machen, in dem ich arbeite. Ich habe mittlerweile die Befürchtung, dass ich nicht mehr hinterherkomme.
Wie geht es deiner Familie?
Ich sorge mich sehr um meine Mutter. Sie ist während des Krieges nach Ägypten geflohen und dort ist das Gesundheitssystem sehr schlecht. Man kann sich eigentlich nur behandeln lassen, wenn man die Behandlung selbst bezahlen kann. Sie arbeitet aber derzeit nicht.
Wie ist die Situation in deinem Heimatland Syrien?
In Syrien ist die Situation sehr kompliziert. Wie stark sich das Virus verbreitet hat, kann man nicht sagen. Ich befürchte, dass die Regierung diesbezüglich lügt. Es heißt, dass nur wenige Menschen den Virus haben. Ich glaube es sind viel mehr. Wenn die Menschen das glauben, was die Regierung sagt, dann gehen sie auf die Straße und stecken sich mit Corona an. Ich denke, dass die Situation in Syrien genauso schlimm werden könnte wie in Italien. Ein weiteres Problem ist, dass es seit dem Krieg kaum noch Krankenhäuser gibt. Sie wurden im Krieg zum Teil gezielt zerstört.
Vielen Dank für das Interview!
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Anmerkung von FilesMagazin:
»Den JournalistInnen wird immer häufiger vorgeworfen, sie würden das Interview verfälschen. Als JournalistIn versucht man, den Sinngehalt des Gesagten nicht zu verändern. Die Korrekturen dienen dazu, den Text leserlich zu machen. Auch wir haben das in diesem Interview getan. Wir haben Zwischenfragen eingeschoben, um Sinneseinheiten voneinander abzugrenzen. Wir haben Passagen zusammengeführt, damit man keine thematischen Dopplungen lesen muss. Wir haben gestellte Fragen weggelassen, die sich bei der Beantwortung als nicht relevant herausgestellt haben.«