Im internationalen Vergleich liegt Österreichs Pressefreiheit auf Platz 17. Die Verbesserung ist jedoch nicht auf die Eigenleistung des Landes zurückzuführen. Es gibt noch viele Baustellen und Verbesserungsbedarf für österreichischen Journalismus.
Jährlich präsentiert „Reporter ohne Grenzen (ROG) Österreich“ ein Pressefreiheits-Ranking. Heuer liegt Österreich weltweit auf Rang 17 und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr um einen Platz verbessert. Die ROG-Österreich-Präsidentin Rubina Möhring zeigt sich dennoch enttäuscht: „Kein Grund, um zu jubeln!“. Noch 2018 hatte Österreich auf Platz 11 gelegen. Trotz der heuer besseren Position im Ranking im Vergleich zum Vorjahr, ist die von Österreich erreichte Punktzahl so niedrig wie noch nie zuvor.
Gründe für den Abstieg
Journalist*innen werden besonders in ihrer Berichterstattung bezüglich Corona eingeschränkt. Grund dafür ist unter anderem die zunehmende Gewaltbereitschaft gegenüber Journalist*innen auf Corona-Demonstrationen. Auch die prekäre wirtschaftliche Situation durch Corona macht vielen Medienunternehmen zu schaffen. Hinzu kommt, dass die Medienförderung der Regierung durch Inseratenvergabe in Österreich sehr undurchsichtig ist.
Um die Situation zu verbessern, rät ROG-Österreich-Vorstandsmitglied Fritz Hausjell zu folgendem Vorgehen:
„Regionale und Minderheiten-Programme sowie die freien Radio- und TV-Sender müssen besser gefördert werden.“
In Bezug auf die Pressekonferenzen der Regierung im vergangenen Jahr meint Möhring die Öffentlich-Rechtlichen wurden „während der harten Zeit der Corona-Krise benutzt wie ein Staatsfernsehen“. Es entsteht der Eindruck, dass es den einflussreichen Österreicher*innen lieber wäre, den Journalismus stärker kontrollieren zu können. Die Verbesserung Österreichs um einen Platz sei besonders darauf zurückzuführen, dass sich die allgemeine Situation der Pressefreiheit weltweit verschlechtert habe, so Möhring. In 73 der 180 untersuchten Länder werden Journalist*innen teilweise oder komplett in ihrer Arbeit behindert.
Wie steht es weltweilt um die Pressefreiheit?
Die größte Schlappe im internationalen Pressefreiheits-Ranking musste Malaysia hinnehmen. Das Land verschlechterte sich von Platz 101 auf Platz 119 im Vergleich zum Vorjahr. Dieser Rückschlag ist die Konsequenz des „Anti-Fake-News“-Erlass. Dieser ermöglicht es der malaysischen Regierung, die eigene Propaganda als wahrheitsgemäße Information zu veröffentlichen. Weitere internationale Verlierer sind Belarus (jetzt Platz 158) und Russland (jetzt Platz 150). Russlands Position ist auf die Situation rund um den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny zurückzuführen. Dieser sitzt in der Nähe von Moskau in einem Straflager. Trotz seines schlechten Gesundheitszustandes und der Forderung nach seiner Freilassung, unter anderem von Amnesty International, bleibt Nawalny in Haft. Dem gegenüber stehen die skandinavischen Länder als Vorzeigeakteur*innen in Punkto Pressefreiheit. Norwegen, Finnland, Schweden und Dänemark belegen in dieser Reihenfolge die obersten vier Plätze des Pressefreiheits-Rankings.
Die Lage ist ernst
415 Journalist*innen, Blogger*innen und Medienschaffende sitzen derzeit weltweit aufgrund ihrer Arbeit im Gefängnis. Die meisten davon befinden sich in China, Saudi-Arabien, Ägypten, Vietnam und Syrien. Im Iran wurde der Blogger Ruhollah Sam vergangenes Jahr hingerichtet. Ihm wurde vorgeworfen, gegen die iranische Regierung Propaganda betrieben und Menschen zu gewaltsamen Protesten angestiftet zu haben.
Preise für Pressefreiheit
Im Kampf für die Pressefreiheit spielt die UNESCO eine große Rolle. Nach ihren Bemühungen wurde in der Deklaration von Windhoek aus dem Jahr 1991 Pressefreiheit und Medienpluralismus festgeschrieben. Im Zuge der Deklaration wurde der 3. Mai zum „Tag der Internationalen Pressefreiheit“ erklärt. An diesem Tag veranstaltet die UNESCO eine thematische Konferenz und verleiht den internationalen Preis für Pressefreiheit. Der Preis trägt den Namen „Guillermo Cano World Press Freedom Prize“ nach dem ermordeten kolumbianischen Journalisten. Auch in Österreich wird jährlich ein Preis für Pressefreiheit vergeben. Der „Press Freedom Award“ ist mit 15.000€ dotiert. Der Preis wird für besonders mutigen, wirkungsvollen und unabhängigen Journalismus von der Organisation „Reporter ohne Grenzen Österreich“ verliehen.
Quellen:
Amnesty International. (2021): Amnesty bestätigt Forderung nach sofortiger bedingungsloser Freilassung von Alexej Nawalny. Online unter: https://www.amnesty.de/informieren/aktuell/russland-alexej-nawalny-amnesty-fordert-freilassung
APA ots. (2021): Dunkles Jahr 2020 für die Pressefreiheit, auch in Österreich. Online unter: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20201214_OTS0101/dunkles-jahr-2020-fuer-die-pressefreiheit-auch-in-oesterreich
Der Standard. (2021): Österreich bei Pressefreiheit weiter nicht in Spitzengruppe. Online unter: https://www.derstandard.at/story/2000125974495/ranking-oesterreich-weiter-nicht-in-spitzengruppe-bei-pressefreiheit
Hebel, Christina (2021): “Ich bin nur ein schreckliches Skelett.” Online unter: https://www.spiegel.de/politik/ausland/alexej-nawalny-nach-hungerstreik-vor-gericht-ich-bin-nur-ein-schreckliches-skelett-a-6410d267-0b66-479b-89c3-6d1f80745330
Reporter ohne Grenzen Österreich. (2021): Neues Pressefreiheitsranking von “Reporter ohne Grenzen (RSF)”: Österreich liegt nun auf Rang 17. Online unter: https://www.rog.at/pm/neues-pressefreiheitsranking-von-reporter-ohne-grenzen-rsf-oesterreich-liegt-nun-auf-rang-17/
Reporter ohne Grenzen Deutschland. (2021): Press Freedom Awards. Online unter: https://www.reporter-ohne-grenzen.de/aktivitaeten/press-freedom-awards
Reuters (2019): Malaysia parliament scraps law penalizing fake news. Online unter: https://www.reuters.com/article/us-malaysia-politics-fakenews-idUSKBN1WO1H6
Tagesschau (2020): Iran lässt kritischen Journalisten hinrichten. Online unter: https://www.tagesschau.de/ausland/iran-blogger-hinrichtung-101.html
UNESCO. (2021): Pressefreiheit. Online unter: https://www.unesco.at/kommunikation/pressefreiheit
Weiterlesen:
Scharmer, Theresa. (2021): Mundtot — Wenn die Wahrheit das Ende bedeutet. Online unter: https://filesmagazin.com/politik/mundtot-wenn-die-wahrheit-das-ende-bedeutet/
Gann, Florian, Schätz, Konstantin & Scheugenpflug, Maximilian. (2021): Der Fall Julian Assange. Onliner unter: https://filesmagazin.com/podcast/der-fall-julian-assange/