Eleonora ist Handwerkslehrerin für die Fächer Textiles Gestalten und Werkerziehung in Salzburg. Seit fast 40 Jahren ist sie in ihrem Beruf tätig. Sie sagt, dass gerade für handwerkliche Klassen die Situation besonders schwierig ist.
Wie nimmt die aktuelle Situation Einfluss auf Ihr Leben?
Eleonora: Als Werklehrerin erschwert die Situation den Unterricht schon sehr. Aktuell betreiben wir Distance-Learnin. Gerade in handwerklichen Klassen ist das nicht leicht.
Weshalb?
Die Materialbeschaffung ist eine Heraus-forderung für die Schüler. Man muss sich überlegen, was sie zu Hause machen sollen, entsprechende Aufgabenstellungen anpassen und ihnen die notwendigen Informationen an die Hand geben. Stoffe können die Schüler dann zum Beispiel von alten Kleidungsstücken verwenden und Schutzmasken herstellen. Be-urteilungen können erst nach der Ausgangs-sperre durchgeführt werden. Wenn dies nicht mehr möglich ist, müsste ich die Noten aus dem ersten Semester nehmen.
Wie funktioniert derzeit die Kommunikation mit Ihren Schülern?
Mit Unterstützung von Medien kann der Unterricht weitestgehend aufrechterhalten werden. Wir organisieren uns derzeit über einen Messenger-Dienst, genauer über WebUntis. Dort kann ich ein elektronisches Klassenbuch führen. Über den bekommen die Klassen die Nachrichten. Bei einigen Klassen war es noch möglich, dass wir alle Arbeitsschritte vorab besprechen konnten. Sie konnten ihre Ma-terialien mitnehmen und von zu Hause aus arbeiten.
Sind praktische Fächer wie Ihres derzeit schwerer zu unterrichten?
Für praktische Fächer fehlt grundlegend die Kommunikation — die direkte Kommuniktion mit dem Schüler. In Fächern wie Deutsch fällt das leichter.
Inwiefern?
Es geht darum: Die Schüler bekommen eine Aufgabenstellung. Sie müssen Ideen sammeln und herausfiltern, was ihre beste Idee ist. Sie müssen sich fragen, was sie umsetzen können. Das Problem ist, dass die Bandbreite an Schülern sehr groß ist. Ich kenne meine Schüler. Manche können sich super einschätzen — andere können das nicht. Bei manchen sieht man, dass sie sich aktiv beteiligen und arbeiten. Bei anderen sieht man das nicht. Das ist einer der Punkte der sich enorm von einer präsenten Schulsituation unterscheidet. Ob der Unterricht funktioniert, ist abhängig von den Schülern.
Welche Veränderungen können sich daraus für dein Berufsfeld ergeben?
Die Alternative einer Homeschool ist prinzipiell zu überdenken – die Schüler arbeiten von zu Hause und schicken ihre Arbeit zur Bewertung in die Schule. Das könnte eine Alternative werden.
Vielen Dank für das Interview!
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Anmerkung von FilesMagazin:
»Den JournalistInnen wird immer häufiger vorgeworfen, sie würden das Interview verfälschen. Als JournalistIn versucht man, den Sinngehalt des Gesagten nicht zu verändern. Die Korrekturen dienen dazu, den Text leserlich zu machen. Auch wir haben das in diesem Interview getan. Wir haben Zwischenfragen eingeschoben, um Sinneseinheiten voneinander abzugrenzen. Wir haben Passagen zusammengeführt, damit man keine thematischen Dopplungen lesen muss. Wir haben gestellte Fragen weggelassen, die sich bei der Beantwortung als nicht relevant herausgestellt haben.«
Bild: athree23 (pixabay)