Franziska arbeitet in der Betriebsleitung eines Kulturveranstaltungs- und Gastronomiebetriebs. Direkt nach der Winterpause wurden die Sperren für Gastronomie-Betriebe verhängt. Sie musste ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. Eine schwierige Situation für alle Seiten.
Was hat sich durch das Virus verändert in Bezug auf Ihre Arbeit?
Es hat sich natürlich alles verändert. 14 Tage bevor die Sperren und Absagen für Veranstaltungen jeglicher Größe angeordnet wurden, sind wir aus der Winterpause gekommen. Wir hatten alles startklar gemacht. Unteranderem haben wir Personal eingestellt und neue Produkte wie Weine und Zutaten für die Speisen eingekauft. Ende März mussten wir dann alle unsere Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. Es betrifft alle bei uns – auch die Geschäftsführung. Das hat mich persönlich hart getroffen. Gerade bei Mitarbeitern, die etwas älter sind, Kinder daheim haben oder ihre Großeltern pflegen, tut das dann besonders weh.
Wie nimmt die Situation Einfluss auf Ihr Leben?
Wie es wahrscheinlich und hoffentlich bei allen anderen ist, hat sich das Privatleben eingeschränkt. Wir versuchen die Zeit zu nutzen und haben ganz viel Gartenarbeit erledigt, für die man sonst keine Zeit hat. Wenn die Gartenarbeit-Saison anfängt, fängt normalerweise auch bei uns die Saison an und dann ist man schon relativ eingespannt.
Wie werden sich die nächsten Monate entwickeln?
Der näheren Zukunft stehe ich persönlich ein bisschen pessimistisch entgegen. Ich hab das unwohle Gefühl, dass wir noch länger unseren Gastronomie- und Eventbetrieb einstellen müssen, weil es natürlich keine essenzielle Unternehmensformen sind, die man jetzt wirklich braucht. Das ist zwar verständlich, aber schade.
Denken Sie, dass es einen Ansturm auf Restaurants geben wird, wenn Lokale wieder öffnen dürfen?
Ich habe Bedenken, dass – wenn der Startschuss fällt – die Leute eine Art Riegel im Kopf haben in Bezug auf »ins Restaurant gehen«, Freunde treffen und Konzertbesuche. Vielleicht irre ich mich aber auch und die Leute starten gleich voll durch und holen alles nach, was sie verpasst haben. Für uns wäre das natürlich das Beste. Damit man auch den Gedanken streichen kann, sich eventuell doch irgendwann von Mitarbeitern trennen zu müssen.
Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben.
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Anmerkung von FilesMagazin:
»Den JournalistInnen wird immer häufiger vorgeworfen, sie würden das Interview verfälschen. Als JournalistIn versucht man, den Sinngehalt des Gesagten nicht zu verändern. Die Korrekturen dienen dazu, den Text leserlich zu machen. Auch wir haben das in diesem Interview getan. Wir haben Zwischenfragen eingeschoben, um Sinneseinheiten voneinander abzugrenzen. Wir haben Passagen zusammengeführt, damit man keine thematischen Dopplungen lesen muss. Wir haben gestellte Fragen weggelassen, die sich bei der Beantwortung als nicht relevant herausgestellt haben.«