Studenten sollen arbeiten
Nach der Novelle des Universitätsgesetzes sollen Studierende eine Mindestleistung erbringen, um im Studium bleiben zu können. Die Studentenschaften befürchten nun eine Mehrbelastung. Ein Kommentar.
Es ist schon anmaßend, was sich ein paar Köpfe alles ausdenken. So manche Geistesblitze sind gute Ideen. Andere sollte man schnell wieder vergessen. Jetzt wurden Pläne veröffentlicht, die eine Novellierung des österreichischen Universitätsgesetzes vorsehen. Allein, dass man dies in Zeiten von Corona in Angriff nimmt, birgt Diskussionspotenzial. Ob vielleicht gerade diese „Krisen-Zeit“ so manch schlummernde Probleme aufgeworfen hat, steht auf einem anderen Blatt.
Umstrittene Änderung des Universitätsgesetzes
Diese Gesetzesänderung birgt viel Diskussionspotential. Die Anpassungen sehen vor, die Macht des Senats zu beschneiden. Außerdem könnten die politischen Zugriffsmöglichkeiten des Ministeriums vereinfacht werden. Am Mozarteum in Salzburg war bereits die Rede von einer “Orbanisierung” der heimischen Universitäten.
Doch auch Studentin*innen betreffen die Anpassungen. Die Gesetzesänderung sieht, nach den bisherigen Plänen, eine Mindestleistung von 16 ECTS-Punkten pro Semester vor. Der Aufschrei ist groß. Liegt es dabei an der geforderten ECTS-Zahl oder im Allgemeinen an einer Mindestleistung? Das wird nicht deutlich. Auf jeden Fall befürchten die studentischen Vertreter*innen und auch „Die Grünen“ eine Mehrbelastung, gar einen Leistungsdruck für die Student*innen.
Man beraubt die Studierenden um das Studium
Es scheint nun mehr als abwegig zu sein, von den Studierenden tatsächliche Leistung einzufordern. Oder anders gesagt, ein Zeichen, dass man das Studium ernst nimmt. Aus Sicht der Student*innen überwiegt wohl die Angst, schlussendlich mit dem Studium fertig zu werden. Das soll nun kein Spott sein, im Gegenteil. Hier verfolgt man höchstwahrscheinlich die alte Weisheit „non scholae sed vitae discimus“ (nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir). Fordert man nun, dass eine Mindestleistung im Studium erbracht werden soll, dass das Studium also vorangetrieben werden soll, dann beraubt man die Studierenden um das Studium des Lebens. Das ist sicherlich der Hintergedanke. Und diese Angst sollte man daher durchaus ernst nehmen — ohne Ironie und Spott selbstverständlich.
Schon jetzt werden bereits deutlich mehr Credits verlangt
Dieses Vorhaben ist aber noch nicht in trockenen Tüchern. Es sind erste Überlegungen. Und zudem plant man dies auch mehr als eine „kann-Verordnung“, das heißt, es obliegt den Universitäten, ob sie diese Mindestleistung einfordern oder nicht. Des Weiteren sollte diese „hohe“ Mindestleistung in Relation zu einem durchschnittlichen Studium des Bacheloriats gesehen werden. Um in der durchschnittlichen Regelstudienzeit zu bleiben, müssen schon jetzt deutlich mehr ECTS-Punkte pro Semester gesammelt werden. Beschweren sich jene, die das konsequent getan haben und noch immer durchziehen?
Es bleibt der Vorstoß der Universitäten, die Studierenden zu mehr Prüfungsaktivität zu bewegen. So wird es bisher kommuniziert. Und das eben nun in Gänze, auf alle Studierende bezogen. Denn bezieht man Studienbeihilfe oder andere Förderungen, so muss man bisher schon diese Mindestleistung erbringen. Aber viel entscheidender ist, so scheint es, ein alter Satz der Eltern: willst du etwas erreichen, so musst du am Ball bleiben. In diesem Sinne, liebe Student*innen, zieht es durch und bleibt am Ball!
Quellen:
Der Standard (2020): Frage der Mindestleistung im Studium für Grüne noch offen. Online unter: https://www.derstandard.de/story/2000121263183/frage-der-mindestleistung-im-studium-fuer-gruene-noch-offen
Kurier (2020): Leistungsnachweis oder Rauswurf: Uni-Novelle sorgt für Ärger. Online unter: https://kurier.at/politik/inland/leistungsnachweis-oder-rauswurf-uni-novelle-sorgt-fuer-aerger/401079261
ORF Salzburg (2020): Warnung vor „Orbanisierung“ an Universitäten. Online unter: https://salzburg.orf.at/stories/3075196/